Funkhaus Wien
Das gestapelte Grätzl.
BWM sind im Auftrag von Rhomberg Bau für die Umplanung des unter Denkmalschutz stehenden Funkhaus verantwortlich – Bauteile A und B sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und als urbaner, kreativer Ort rundum erlebbar werden, Bauteil E ist Wohnungen vorbehalten. Der Fokus liegt darauf, das Funkhaus ursprünglichen Ideen folgend im Außenauftritt wiederherzustellen und dieses sowohl im Innenbereich als auch bei den neu entstehenden Gebäuden überlegt und stimmig zu ergänzen – jeweils in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt.
Das Funkhaus Wien, in der Argentinierstraße 30a in Wien 4, ist das älteste Funkhaus in Österreich und wurde 1935–1939 unter teilweiser Einbeziehung älterer Bausubstanz nach den Plänen von Heinrich Schmid und Hermann Aichinger und in Zusammenarbeit mit Clemens Holzmeister im Auftrag der staatlichen RAVAG (Vorgänger des ORF) errichtet. Zwischen 1976 und 1983 kamen die diversen Erweiterungsbauten nach den Plänen von Architekt Weber und Gustav Peichl hinzu.
Nachnutzung im Einklang mit dem Denkmalschutz
BWM Designers & Architects wurden von Rhomberg Bau für die Umplanung beauftragt, die Bauteile A (entlang der Argentinierstraße) und B (parallel zum Sportplatz des Theresianums) sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und als urbaner, kreativer Ort rundum erlebbar werden. „Wir haben uns dem Projekt angenähert, indem wir uns intensiv mit der ursprünglichen Entstehungsgeschichte beschäftigt haben“ so Markus Kaplan, Partner bei BWM Designers & Architects. Bereits die Planer der 30er Jahren hatten nutzungsoffen geplant, eine solche Öffnung – über die Nutzung und nicht auf bauliche Weise –, ist auch jetzt das erklärte Ziel.

Wir haben uns dem Projekt angenähert, indem wir uns intensiv mit der ursprünglichen Entstehungsgeschichte beschäftigt haben.Markus Kaplan
Dem Publikum öffnen.
Unter dem Motto des „gestapelten Grätzls“ soll ein breiter Nutzungs-Mix in das Funkhaus einziehen, um das Gebäude für das Publikum zu öffnen. Im Vorplatz sehen BWM eine große Potentialfläche, dieser soll als öffentlicher Ort genutzt werden – geplant wird dies in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsplanungs-Büro Lindle+Bukor. „Wir sehen hier einen urbanen, stark begrünten Platz mit zonierten Aufenthaltsflächen“, führt Gerhard Girsch, Head of Architecture bei BWM aus. Am äußeren Erscheinungsbild des Hauses gibt es keine Veränderung, der Außenraum erfährt hingegen eine deutliche Aufwertung. In Richtung Süden, dem Theresianum Sportplatz zugewandt, werden die späteren Erweiterungsbauen zurückgebaut und die ursprüngliche Terrasse wieder hergestellt.
Ursprüngliche Proportionen
Entlang der Südfassade wird ein zurückhaltender Dachaufbau aufgesetzt, der vier Meter zurückspringt und sich in der Materialität vom Bestand ableitet. Die Verlängerung des Traktes B aus den 70/80er Jahren hebt sich durch ein vorgesetztes Balkongerüst deutlich vom bauzeitlichen Original ab. Dieserart kommen die ursprünglichen Proportionen wieder zum Tragen. „Ziel ist es das Original im Außenauftritt wieder herzustellen“, so Markus Kaplan. Dem Erdgeschoss wird eine Pergola vorgestellt, im selben Rhythmus wie die ursprünglichen Leuchten – mit dem zusätzlichen Vorteil, dass so auch Balkone im 1. Obergeschoß integriert werden können.
Rekonstruieren & rückführen
In enger Abstimmung und nach Vorgabe des Bundesdenkmalamtes sind Rekonstruktionen zahlreicher Fassadendetails geplant. Bestehende Fenster werden saniert, bereits getauschte Fenster nach bauzeitlichen Vorbildern rekonstruiert. Die Putzfassade wird außen saniert und innen gedämmt, um das originale Erscheinungsbild zu erhalten. Sämtliche Verblechungen werden dem Original gleich nachgebildet. Zusätzliche Fluchtstiegenhäuser stellen sicher, dass die originale Treppe aus der Eingangshalle im bauzeitlichen ursprünglichen Zustand erhalten werden kann.
Holz-Hybrid-Wohnbau.
Mehrheitlich südseitig gelegen, mit unverbaubarem Blick ins Grüne, entstehen insgesamt 57 Eigentumswohnungen, ab 40m2 Wohnfläche. Diese finden sich einerseits im hinteren Teil des denkmalgeschützten Bestandsgebäudes, andererseits ist auf Bauteil E, ein neuer Baukörper in der von Rhomberg entwickelten Cree-Bauweise, einer Holz-Hybrid-Bauweise, geplant – konzipiert als Terrassenhaus, um großzügige Freiflächen zu schaffen. Um den Baumbestand größtmöglich zu erhalten, sind Holzdecks im Erdgeschoß inmitten einer „wilden“ Landschaft mit bodenbedeckenden Pflanzen angedacht.

Aufgabe
Umbau von Bauteil A+B des unter Denkmalschutz stehenden ehem. Funkhaus in ein Hotel und Wohnhaus sowie Errichtung eines Neubaus (Bauteil E)
Datum
03/2027
Auftraggeber
Rhomberg Bau Gruppe
BWM Team
Markus Kaplan, Gerhard Girsch, Clemens-Veit Hörl, Dominika Markowicz, Paul Gaunersdorfer, Zha-ofeng Chen, Rita Guggenberger, Ales Kosak
Bildnachweis
Telegram 71 building visuals, frame9, ARCHIAIC.AT/LAUBlab alpha GmbH Vienna, WOOW Studios
Projektbeteiligte
Landschaftsplanung
Linkle Bukor OG
Brandschutzplanung
kunz die innovativen Brandschutzplaner
TGA
TECH.CON GmbH
Konsulent Bausystem
CREE Österreich GmbH
Statik + Bauphysik
Dorr-Schober & Partner ZT GesmbH
Kostenberechnung
edelmüller.architektur.management
Modellbau/Visualisierungen
Scala Matta Modellbau Studio e.U.
Kostenschätzung
BUBELEICHHORN ZT GmbH