magdas HOTEL Vienna City
Social Business Hotel.
Der neue Standort von Österreichs erstem Social Business Hotel, dem magdas, hat in der Ungargasse 38 eröffnet. In einem ehemaligen Priesterwohnhaus entstand das magdas HOTEL Vienna City mit 85 Zimmern, Restaurant, Schani- und Gastgarten. BWM Designers & Architects zeichnen für die Gesamtkonzeption der behutsamen Transformation des Gebäudes verantwortlich.
In den kontemplativ ruhig gestalteten Hotelzimmern findet sich der Genius loci des Stephanushauses als Ort des Geistes wieder, zugleich wurde die Idee der Begegnung und des Gemeinschaftlichen neu interpretiert: nicht nur im Erhalt der architektonisch bemerkenswerten Kapelle im 6. Obergeschoss. Im Erdgeschoss wurde das Haus zur Stadtumgebung geöffnet und die großen Fenster laden in das hauseigene Restaurant ein. Der Schanigarten in der Ungargasse und der Gastgarten Richtung Krummgasse schaffen neue Begegnungsorte im dritten Bezirk.
Die Geschichte des magdas HOTEL Vienna City ist eine ganz außergewöhnliche. „Jahrelang diente das Stephanushaus als Priesterwohnheim“, erzählt Johann Moser von BWM Designers & Architects, „zudem wohnten ganz oben unter dem Dach einige Ordensschwestern, die hier auch als Wirtschafterinnen tätig waren.“ Die Zimmer in den beiden unteren Stockwerken waren Gästen vorbehalten, so wohnten dort zum Beispiel die Orgelbauer, die die Orgel im Stephansdom renovierten.
Diesen Mix aus Rückzug und Begegnung wollten wir unbedingt bewahren.Johann Moser
Rückzug und Begegnung
„Diesen Mix aus Rückzug und Begegnung wollten wir unbedingt bewahren“, sagt Johann Moser, „während in den öffentlichen Bereichen die Menschen zusammenkommen, sich austauschen, bisweilen etwas erleben, sind die Zimmer eher puristisch gehalten und dienen als Orte der Besinnung und des Rückzugs vom Wirbel der Stadt und vom Treiben im Erdgeschoss.“ Die Idee der Begegnung und des Gemeinschaftlichen, eines der Grundprinzipien von magdas, wird hier neu interpretiert.
magdas ist das erste Social Business Hotel Österreichs. Ziel ist es, Menschen mit Fluchthintergrund eine Chance am Arbeitsmarkt zu geben und ihnen in Zusammenarbeit mit Hotellerie-Profis Arbeit und Ausbildung zu bieten. Gleichzeitig setzt man auf Nachhaltigkeit, etwa mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, Erdwärmesonden im Boden und einem Garten statt Parkplätzen vor dem Haus. Auch bei der Einrichtung ging man möglichst ressourcenschonend vor. Alte Lampen wurden repariert, die ehemalige Rezeption wurde zur neuen Bar und (Franz Schuster) Stühle wurden einfach aus dem Hotel im Prater mitgenommen. Der Beichtstuhl eines ehemaligen Caritas-Pflegeheims wurde zu Wandpaneelen für das magdas LOKAL umfunktioniert.
Architektur der 1960er Jahre: bewahren und ertüchtigen
Das alles bei Rücksichtnahme auf die besondere Geschichte des Ortes. Ein Prinzip, dem auch BWM Designers & Architects bei ihrer Arbeit folgten. Weitgehend erhalten wollte man den Stil des Hauses aus den frühen 1960er Jahren, diese gleichermaßen zurückhaltende wie elegante Architektur der damaligen Zeit. So wurde etwa im Eingangsbereich der schwarz-grüne Steinboden bewahrt, dazu ein geschwungenes Empfangspult, das nun Teil der neuen Bar ist, sowie einige Möbel im Vintage-Stil. Und auch der schöne alte Lift landet, wenngleich saniert, so doch visuell unverändert im Foyer.
„So zurückhaltend sich die damalige Architektur im Generellen präsentierte, so flamboyant konnte sie sich im Detail zeigen“, sagt Architekt Moser. Wie beispielsweise im Fall der Kapelle im sechsten Stock des Stephanushauses, die vollständig bewahrt wurde und weiterhin etwa für Taufen und Hochzeiten genutzt werden kann.
Einige unzeitgemäße Schwachstellen, etwa in der Bauphysik, waren freilich zu beheben. So zeichnet BWM Designers & Architects verantwortlich für die allgemeine Ertüchtigung des Gebäudes; für eine komplett überholte Schall- und Haustechnik inklusive Heiz- und Lüftungsanlagen; wie auch für den Zubau eines Flucht-Stiegenhauses. Im letzten Stock wurden die Zwischenwände entfernt, um einen weitläufigen Raum zu gewinnen, der für Veranstaltungen und Konferenzen genutzt werden kann.
Vom Schani- in den Gastgarten durchs Lokal
Auch im Erdgeschoss wurde ein großzügiger Raum geschaffen, wo ein Durchblick bis in den Garten nun möglich ist. Das Foyer und der Empfangsbereich gehen linkerhand über in das magdas LOKAL, so der Name des Restaurants, während es rechterhand in den Veranstaltungsraum geht. Mittels dunkelgrüner Säulen und einer niedrigeren Raumhöhe wurde der Empfangsbereich atmosphärisch vom Lokal-Bereich getrennt.
Im magdas LOKAL im Erdgeschoss mit 85 Sitzplätzen wurden die weiten Fensterfronten sowohl im Innen- als auch im Außenbereich mit Sitzbänken ausgestattet, sodass sie einen Schanigarten in der Ungargasse bilden. An einigen Stellen gewähren die Fensteröffnungen einen Blick durchs gesamte Haus, bis hin zum einstmals versiegelten Parkplatz in der Krummgasse auf der anderen Seite des Gebäudes. Dieser wurde neugestaltet, mit Grünflächen, Bäumen und Pergolas ausgestattet und dient nun als Gastgarten und zugleich als kleine Erholungs-Oase im Stadtgebiet.
Begrünt, wiederverwertet, upcycled.
Mit seinem dunklen und bunten Terrazzo-Boden und den dunkelgrünen Mittelsäulen reagiert das magdas LOKAL farblich auf das Schwarz-Grün des Eingangsbereiches. Die Einrichtung besteht aus einem bunten Mix aus bereits vorhandenen Vintage-Möbeln und neuen Sitzbänken. Generell zählten Wiederverwertung von Vorhandenem wie Möbeln, Lampen, Einrichtungsgegenständen zu den Prinzipien des Projekts. Nicht zuletzt, um den Ansprüchen des Betreibers – magdas Social Business der Caritas der Erzdiözese Wien – in Sachen Nachhaltigkeit beziehungsweise soziales und ökologisches Engagement gerecht zu werden.
Zu diesem Zweck arbeitet das Team von BWM Designers & Architects kongenial mit dem Vorarlberger Architekten und Experten für Upcycling, Daniel Büchel, zusammen, der schon beim magdas HOTEL Vienna Prater für Re-Use und Upcycling der vorgefundenen Möbel sorgte. „Erleichternd hinzukam, dass die Caritas selbst soziale Einrichtungen betreibt, in denen bestimmte Arbeiten erledigt werden konnten. So wurden etwa die Stühle in einer Werkstatt renoviert, die Menschen mit Behinderung beschäftigt“, betont Johann Moser. Nach demselben Prinzip der Wiederverwertung wurden unter anderen die Betthäupter und Tische in den 85 Zimmern aus ausgedienten Schranktüren gefertigt.
Grün-Schattierungen
Den Weg zu den Zimmern dominiert die Farbe Grün, die sich hier in etlichen, unterschiedlichen Schattierungen wiederfindet. Das abgewandelte Pepitamuster des Teppichbodens versteht sich als augenzwinkernde Hommage an die Ästhetik der 1950er Jahre. Die hellen Gangwände wurden von der Künstlerin Michaela Polacek mit schwarzen, floralen Mustern versehen. Die Suiten im 6. Stock wurden von Daniel Büchel mit renovierten Originalmöbeln des Hauses aus den 60er Jahren und liebevoll gesammelten Accessoires aus dieser Zeit inszeniert.
In den Zimmern selbst sind, ganz dem sakralen Geist des Ortes entsprechend, Sparsamkeit und Zurückhaltung angesagt. Beim Betreten der Zimmer öffnet sich der unverstellte Blick über das Waschbecken hinweg in den gesamten Raum, was diesen großzügig erlebbar macht. Die hochwertigen, hell-grünen Fliesen in WC und Bad unterbrechen sanft die ansonsten herrschende Bescheidenheit. Bei Bedarf können Vorraum und Waschbereich mit einem Vorhang vom Schlafbereich getrennt werden. An den schlicht-weißen Wänden verlaufen Schienen aus dunklem Eichenholz, an denen Spiegel, Garderoben, Schreibtische und sonstige Ausstattungselemente angebracht sind. Das Fernsehgerät versteckt sich in einer gleichfalls aus Eichenholz gefertigten Schatulle mit „Tabernakel“-Charakter.
Ort der Begegnung mit internationalem Flair und südländischem Charme
An den Balkonen, mit denen fast alle Zimmer auf der zur Krummgasse gewandten Seite ausgestattet sind, wurden kurze Vorhangmarquisen in hellen Farben angebracht, die in Kombination mit dem darunterliegenden begrünten Gastgarten eine freundliche, geradezu südländische Atmosphäre erzeugen.
Mit dem für alle Besucher geöffneten Lokal mitsamt seinem üppig begrünten Gastgarten in der Krumm- und dem Schanigarten in der Ungargasse besteht kein Zweifel, dass das magdas HOTEL Vienna City zu einer Aufwertung des Viertels beitragen wird. Indem sich das Haus sprichwörtlich hin zu seiner Nachbarschaft öffnet, dient es obendrein als Begegnungszone zwischen seinen internationalen Gästen und seiner internationalen Belegschaft auf der einen und den Bewohnern des Viertels auf der anderen Seite.
Aufgabe
Umwandlung eines ehemaligen Priesterwohnhauses in ein Hotel, Planung Umbau/Sanierung des Gebäudes sowie Interior Design für Allgemeinbereiche inkl. Restaurant und 85 Zimmer
Status
Fertigstellung
10/2022
Auftraggeber
magdas HOTEL
BWM Team
Johann Moser, Hubert Meyer, Magdalena Geppel, Kinga Baluch, Anke Stern, Dijana Arapovic, Ferdinand Bischofter, Sanja Piro, Bernhard Dillner, Daniel Krawczyk, Greta Kenyeres
Bildnachweis
BWM Designers & Architects / Severin Wurnig
BWM Designers & Architects / Walter Luttenberger
BWM Designers & Architects
Projektbeteiligte
ÖBA, Ausschreibung
Baukooperative GmbH
Statik
Gschwandtl & Lindlbauer ZT GmbH
Bauphysik
Burian & Kram Bauphysik GmbH
Brandschutzplanung
IFBS Institut zur Förderung von Brandschutz und Sicherheit, e.V.
Vermessung
Korschineck & Partner Vermessung ZT GmbH
Haustechnikplanung
PME Techn. Büro für Klimatechnik GesmbH
Lichtplanung
Pokorny Lichtarchitektur
Landschaftsplanung
Simma Zimmermann Landschaftsarchitektinnen OG
Gestaltung OG 6
Daniel Büchel
Ausführungsplanung
Baukooperative
Teppichdesign
Gabriele Bruner
Geothermie
IBF DI Faustmann KG (Geomatrix)
Baumanagement
Porr Bau GmbH
Elektrotechnik
Fa. Rauhofer
Wärme-Wasser-Klima-Lüftungsanlage
Fa. WWLA
Kunst im Hotel
Atelier 10
Auszeichnungen
28 November 2023
Innovativ & nachhaltig
Beim diesjährigen „Hotel Innovation Award“ wurde das magdas Hotel Vienna City als einer von drei Finalisten ausgezeichnet! Der Preis wurde im Rahmen der Fachkonferenz 196+ forum Vienna in der Säulenhalle des Weltmuseums verliehen. Herzliche Gratulation an das gesamte Team und besten Dank an magdas für die so nachhaltige Zusammenarbeit!
9 November 2023
Hotel Innovation Award
Die 12 Nominierten für den "Hotel Innovation Award" stehen fest - darunter zwei von BWM designte Hotels, das magdas Hotel Vienna City und das Hotel am Konzerthaus Wien. Wir freuen uns und halten die Daumen für die Preisverleihung am 27. November im Rahmen des 196+ Forums Wien.
7 Juni 2023
gebaut 22
Eine "gebaut2022" Auszeichnung für unser Projekt, das magdas Hotel! Jährlich vergibt die MA 19 einen Preis für herausragende Architekturprojekte, die in einer Ausstellung gezeigt sowie einer Publikation abgebildet werden. Wir freuen uns! Im Bild (v.l.n.r.): Johann Moser von BWM mit Michael Kleinbichler (magdas), Clemens Foschi (Caritas) und Hubert Meyer (BWM).
Presse
27 Februar 2024
md / interior / design / architecture
Das Hotel, Leitlinie für nachhaltiges Leben?
Link PDF8 September 2023
vienna.at
Open House Wien lockt mit gratis Führungen durch Architektur-Highlights
Link8 September 2023
stadt-wien.at
Open House Wien: Architekturfestival lädt zum Entdecken der Stadt
Link1 September 2023
www.tophotel.de
Hotelimmobilie des Jahres 2023: Das sind die 10 Nominierten
Link PDF13 November 2022
Der Standard
Neues Magdas Hotel eröffnet: Kreislaufwirtschaft ist kein Klumpert
Link PDF26 Mai 2022
fotocultmagazin.com